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| Ghost Love Story (WIP) | |
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Gnireah
Name : MeinCtutW Metatyp : Fuss Größe : 48 Anzahl der Beiträge : 43 Anmeldedatum : 2022-09-14
| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Wed 08 Feb 2023, 05:42 | |
| Leo ignoriert gewissenhaft den bettelnden Rüdiger und nimmt den kürzesten Weg aus seinem Wohnkomplex. An der Hauptstraße hält er inne und schaut sich um. Links und Rechts. Ab und zu ballert irgendein Wahnsinniger mit dreistelligem Tacho hier durch. Heute anscheinend nicht, aber Leo schaute trotzdem nochmal nach. Der Pass zwischen den Plateaus bot zu vielen Leuten die Möglichkeit, sich durch `Unfälle` das Leben zu nehmen. Viele sprangen auch einfach von einer der beiden Klippen. Leo konnte keiner solcher Aktivitäten erkennen, und überquert leicht erleichert die Straße. Er geht strammen Schrittes voran. Normalerweise gibt es auf seinem Schulweg keine Geister. Warum auch? Kaum einer stirbt auf dem Weg zur Schule. Leo geht durch das Eingangstor seiner Schule, schaut sich unauffällig um, und stellt fest, Mirko ist nicht in Sichtweite. Das heißt für ihn, er hatte noch ungefähr 2 Minuten. Leo genießt sie, aber nicht zu lange, er musste ja irgendwann in das Klassenzimmer gehen. Er geht also das Treppenhaus empor. Im Flur stehen mehrere seiner Mitschüler, an deren Namen er sich bei bestem Willen nicht erinnern konnte. War ja auch egal.
Er geht durch die Tür seines Klassenzimmers. Eine kurze Inspektion der Räumlichkeiten offenbart ihm, er ist einer der Ersten. Ganz hinten in der Klasse sitzt das komische Mädchen mit den orangenen Haaren und scheint in ein Buch vertieft zu sein. Er nickt ihr zu, wohlwissend, dass sie ihn nicht sehen konnte, und setzt sich an seinen Platz. Leo schaut an die Tafel, dann aus dem Fenster. Dann legt er sich den Kopf auf die Handfläche und döst. "Hey! Leo!" Leo, der schon bald eingenickt war, schreckt auf. Er sieht sich nach hinten um. Es war tatsächlich das Mädchen mit den orangeren Haaren. Sie reckt ihr Heft empor und fragt Leo: "Wie sieht's mit Hausaufgaben aus?" Leo wühlt in seinem Rucksack, schaut sich seine Hefte an und wirbelt dann zurück zum Mädchen. "Hatten wir Hausaufgaben?", er schaut verwirrt in Richtung des Mädels hinter ihm. "Hatten wir nicht." sagt sie und kichert leise. "Aber es ist cool dich mal anders zu sehen." Leo dreht sich abrubt um und schaufelt alle seine Hefte wieder zurück in den Rucksack. "Willst du mich verarschen?," fragt er und dreht sich, böse dreinschauend blickend, zu seiner Klassenkameradin um. "Ja", sagt sie, und versenkt ihre Nase wieder in ihre Bücher.
Last edited by Gnireah on Sat 25 Feb 2023, 05:37; edited 1 time in total | |
| | | Gnireah
Name : MeinCtutW Metatyp : Fuss Größe : 48 Anzahl der Beiträge : 43 Anmeldedatum : 2022-09-14
| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Sun 19 Feb 2023, 07:18 | |
| Leo schaut entgeistert in die Leere irgendwo links neben dem Kopf des Mädchens. "Moment, was?", entfährt es ihm. Er fixiert ihren Haarscheitel. "Du hast mich gehört", sagt sie nur ohne aufzublicken. "Jaja, ich weiß, was mit dir ist." Sie weiß nicht, was mit ihm ist. Sie hat vor ein paar Monaten einen Fernsehbericht über seine Großmutter gesehen. Leo's Großmutter Mathilda ist ein überaus fähiges Medium, dass im Handumdrehen jedes Geistervorkommen beenden konnte. Irgendein lokaler Sender hat sie damals aufgesucht, um eine Reportage über sie zu schreiben. Mathilda war wenig kooperativ und fütterte das Fernsehteam mit irgendeinem esoterischen Müll, bis alle zufrieden waren, und sie wieder ihre Ruhe hatte. Der Bericht, der damals ausgestrahlt wurde, war also im besten Fall halbwahr. Er kennt seine Oma. Sie ist kein Medium, sie ist ein Exorzist. Sie tötet Geister. Ein zweites mal. Bis nichts mehr von ihnen übrig ist.
"Häää?", macht Leo, "woher?" "Dein Nachname ist Rutherford, oder?", erwidert das Mädchen, wieder ohne von ihrem Buch aufzusehen. "Ist er", sagt Leo. "Und?" Das Mädchen klappt ihr Buch zusammen und schaut endlich Leo an. "Ich habe die Reportage gesehen. Ihr seid so eine Art Geisterjäger, nicht?" "Wir?", Leo spürt die Wut aus seinem Bauch emporsteigen. "Was meinst du mit 'wir'?" Das Mädchen zögert kurz. Der Junge scheint ein bisschen aufgebracht, aber ihre Neugier siegt. "Na, die Rutherfords", sagt sie schnell. "Ihr seid Geisterjäger, oder?"
Leo schaut an die Decke des Klassenzimmers, dann zum Fussboden, dann hier und da. Dann zu dem Mädel und reckt seine Hand mit dem fehlenden Finger vor ihr Gesicht. Sie schaut nur verwirrt drein. Dann geht Leo strammen Schrittes zu einem der Fenster und atmet schwer ein. Dann läuft er er schnurstracks zurück an ihren Tisch. Seine Gedanken waren jetzt genug sortiert. Er ballt seine Faust und hämmert sie auf ihren Tisch. Es knallt enttäuschend, aber seine Hand schmerzt beeindruckend. Seine Rechte, zur Faust geballt, bohrt sich in die Tischplatte, während seine Linke mit erhobenen Zeigefinger vor ihrem Gesicht schwebt. "Du hast keine Ahnung", sagt Leo aufgebracht. "DU HAST KEINE AHNUNG", wiederholt er lauter, weil ihm einfach nichts Besseres einfiel. Er dreht sich um und tritt wütend gegen einen Stuhl, der beeindruckenderweise bis an die Tafel fliegt und laut scheppernd zu Boden fällt. Einige seiner Mitschüler, die mittlerweile den Klassenraum betreten hatten, schauen ihn entgeistert an. Es interessiert ihn nicht, er schaut sie nur böse an. Leo bahnt sich den Weg zur Tür, im Türrahmen sieht er nochmal wütend zu dem Mädchen. Sie scheint ernsthaft schockiert. Tränen bilden sich in ihren Augenwinkeln. Das hat sie wahrscheinlich so nicht erwartet. Zwischen all seiner Wut verspürt Leo kurz ein bisschen Mitleid. Aber nicht genug, um innezuhalten, und so verlässt er den Klassenraum, und dann auch konsequent die Schule. Er würde schwänzen, aber das ist ihm egal. | |
| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Sat 25 Feb 2023, 07:12 | |
| Er war gerade aus dem Tor raus, als er vor sich den trödelden Mirko erblickte. "Oh gottverdammt", denkt Leo sich und legt einen Zahn zu. Mit etwas Glück hatte Mirko ihn noch nicht bemerkt. Er passierte ihn gerade so und wollte eben aufatmen, als Mirko ihn von hinten ansprach. "Hey, jo, Leo. Falsche Richtung." Er spurtet ein kurzes Stück in Leo's Richtung und legt ihm die Hand auf die Schulter. "Hast dich vertan, was?" Leo, mit der unerwünschten Hand auf seiner Schulter, dreht sich in Zeitlupe um und schaut Mirko geradeaus in die Augen. "Mirko. Nein. Nicht heute." Er wendet sich wieder und will gerade losgehen. Mirkos Hand krallt sich in seine Schulter. Er meint es wahrscheinlich gut. Leo verdreht seine Augen. Er dreht sich ein weiteres mal um und wischt Mirkos Hand von seiner Schulter. "Mirko... verpiss dich!" Mirko schaut enttäuscht drein und lässt seine Arme sinken. "Wie du meinst", sagt er nur, "bis morgen dann."
Was wusste der schon? Absolut gar nichts. Wie der Rest seiner Schule. Mirko ging ihm gegen den Strich. Mirko war immer fröhlich, immer gut gelaunt, immer nervig. Er hängt sich fast schon verzweifelt an ihn, obwohl Leo selbst nie irgendwelche freundschaftlichen Intentionen zeigt. Was ein Vollidiot. Leo fragt sich, warum er so viele Gedanken an ihn verschwendet. Von seiner Seite aus besteht Null Interesse. Er schüttelt energisch den Kopf und schickt sich an, die Straße Richtung seines Zuhauses runterzugehen.
"Hey, Leeeoooo!" Leo verdreht ein weiteres mal die Augen. Warum konnte ihn nicht einfach jemand einfach in Ruhe lassen. Er dreht sich erneut um. Dort steht das Mädchen mit den orangenen Haaren und der Brille. Sie hält ihre Hände an ihren Mund, bestimmt um noch etwas zu rufen. Sie holt einmal tief Luft und brüllt dann heraus: "GEH ZUR SCHULE, DU HOLZKOPF!!!"
Leo steht einfach da und runzelt die Augenbrauen. Das war's? Wer, in völliger geistiger und körperlicher Verfassung rennt einem Mitschüler hinterher, um ihn daran zu gemahnen, bitte am Unterricht teilzunehmen? Das denkt Leo sich. Was er sieht, ist eine Mitschülerin, die in Höchstgeschwindigkeit auf ihn zurennt und seine Hand greift. Leo will gerade seine Hand zurückziehen, als ihm einfällt, dass gerade ein Mädchen seine Hand ergriffen hat. Die Pubertät ist stärker als seine Integrität. "Leo! Hör zu! Es tut mir sooo Leid!" Leo schüttelt kurz energisch den Kopf um seine Hormone zu verscheuchen. "Was meinst du?", fragt er. "Na, du weisst...", das Mädchen scheint angestrengt irgendwo nach Käfern unter ihren Füßen zu suchen. "Oh, komm schon!", ruft sie dann. "Die Geisterjägergeschichte, du weisst, was ich meine. Das war falsch oder so. Ich weiss nicht warum, aber war falsch. Verzeih mir!" Sie schaut ihn mit Rehaugen an. Ihre Hände umfassen seine Linke. Sie waren unglaublich warm. Irgendwo in Leo's Herz lief irgendwas schief. Der Rhythmus passte nicht mehr ganz so genau. Alles in ihm schrie danach, dem armen Mädchen zu verzeihen. Also tut er das. "Es ist okay", sagt er, immer noch seine Hand in ihrer. "Manchmal..." Er wendet den Blick ab. "Ist okay. Wie du willst.", sagt das Mädchen. Sie löst ihren Griff. "Na? Geh zum Unterricht. Ist leichter als das, was du machst." Leo schaut in den Himmel. Seine Wut ist verflogen, er schämt sich ein bisschen für den Ausbruch im Klassenzimmer. Dann schaut er wieder zu dem Mädchen. Sie hält ihm ihre Hand hin und schenkt ihm ein entwaffnendes Lächeln. "Komm schon, mein Freund. Es ist alles nicht so schlimm." Sie grinst ihn an. "Eh", macht Leo. "Lass uns einfach zurückgehen." Das Mädchen fixiert ihn interessiert und nickt dann einfach. Sie gehen Seite an Seite zurück zur Schule. Eine Weile gehen sie so nebeneinander her. Dann erhebt das Mädchen ihre Stimme. "Ach so, sag mal Leo, weisst du eigentlich wie ich heiße?" Nein, weiß er nicht. Wusste er nie und hat ihn auch eigentlich nie interessiert. Er kennt Mirko... und sonst niemanden. Aber Mirko nervt nur. Und vielleicht, aber nur vielleicht, könnte man hier einen neuen Freund finden. Ein Mädchen noch dazu! Er beschließt, sich darauf einzulassen. "Nimm's mir nicht krumm, aber weiß ich nicht.", Er schaut verschämt zum Rinnstein der Straße.
"Hab ich mir gedacht!", sie schaut komischerweise echt fröhlich aus, als hätte sie diesen Moment lange geplant. "Ich bin Collette!", sagt sie aufgeregt. "Collette Everman! Zu ihren Diensten!" Sie verbeugt sich theatralisch und Leo schau ein bisschen entgeistert. "Geh drauf ein", denkt er sich, "das macht Spaß." "Ich bin Leonhardt Rutherford," er macht eine dramatische Pause. Ihm fällt sonst nichts ein. "Das war's." Collette kichert in ihre Faust hinein. Dann streckt sie ihm ihre Hand aus und zeigt mit der anderen in Richtung Schule. "Lass gehen", sagt sie. Leo ergreift ihre Hand nicht. Leo fühlt sich wirklich wohl. Er denkt sich, er hat wirklich einen echten Freund gefunden. Mirko war auch noch da, klar, aber der zählte nicht. Collette sieht ihn für einen Bruchteil einer Sekunde enttäuscht an. "So ist er einfach?", denkt sie sich. "Schade", denkt sie sich.
Sie laufen nebeneinander her, durch das Tor der Schule, das Treppenhaus empor, bis in ihr Klassenzimmer. Leo setzt sich an seinen Platz, neben ihm geht Collette vorbei und seufzt leise. Dann setzt sie sich an ihren Platz, direkt hinter ihm, und steckt ihre Nase wieder in ihre Bücher. Der Unterricht fängt an, und seit langem war Leo nicht gelangweilt. Er hatte jetzt viel zum Nachdenken.
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| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Tue 07 Mar 2023, 22:12 | |
| Der Lehrer bertitt das Klassenzimmer. Er gemahnt die Schüler zur Ruhe, und sie setzen sich alle an ihren Platz. Anscheinend steht Erdkunde an. Ein Fach, das völlig an Leo vorbeigeht. Er lebt hier und jetzt in Kanterburg. Ein Zustand, der sich wohl so bald nicht ändern würde. Was interessierte ihn, welche Hauptstadt in welchem Land wo auf der Landkarte zu finden wäre? Er kennt Großbrittanien (natürlich), Europa, Amerika und den ganzen östlichen Raum mit Russland und Asien. Naher Osten, ferner Osten, alles Kleinigkeiten, mit denen er selbst nie etwas zu tun haben würde. Die Lehrstunde endet und Leo schaut sich unauffällig um. Zu seiner Rechten erblickt er Mirko, der allem anscheinen nach, versucht irgendwo abzuschreiben. Er schaut hinter sich und sieht das Mädchen, nein, Collette. Beziehungsweise sieht er ihren Haaransatz, der Rest versteckt sich hinter einem Buch. Leo bemerkt, dass keiner Anstalten machte, sich mit ihr zu Unterhalten. Nicht so wie Mirko, der immer von einer Traube Mitschülern umgeben war. Mirko war ein bisschen sowas wie ein Klassenclown. Leo weiß nicht, ob sie sich einfach über ihn lustig machten, oder ob sie sich ihm wirklich hingezogen fühlten. Vielleicht war er einfach so 'natürlich' und 'harmlos', dass seine Mitschüler in ihm einen sicheren Hafen sahen. Niemand würde sich ernsthaft mit ihm auseindersetzen, und genauso würde ihn niemand jemals ernstnehmen. Mirko ist ein komfortabler Mitschüler. Er verlangt nichts von dir und ist einfach zufrieden, Teil der Klasse zu sein. Leo weiß das besser als jeder andere. Vielleicht tut er ihm ein bisschen Leid. Nee, ein Typ wie er ist glücklich, auch wenn alle seine Freunde nur so tun als ob. Leo schaut zurück zu Collette. Ihr Gesicht immer noch hinter ihrem Buch verborgen. Er versucht den Titel zu lesen. Es scheint ein Bildband über Geistererscheinungen in Europa zu sein. Sie mag Geister wohl wirklich gerne. Ist zumindest interessiert. Das erklärt, warum sie über seine Oma Bescheid weiß. Den Bericht damals haben wirklich nicht viele Leute gesehen. Leo entscheidet sich, einfach wieder aus dem Fenster zu schauen. Die Schulglocke läutet und kurz darauf betritt eine Lehrerin den Raum. Laut Stundenplan steht nun Mathematik an. Die Lektüren gehen einfach an ihm vorbei. Mathematik war noch schwerer als Geographie, und daher lernt Leo auch heute wieder nichts. Und so zieht sich der Tag hin, bis es endlich Zeit war, nach Hause zu gehen.
Leo wirft sich den Rucksack über die Schultern und geht das Treppenhaus hinab. Ander als sonst, schaut er sich unauffällig nach seinen Mitschülern um. Nicht nach jedem von ihnen, sondern hauptsächlich nach Collette. Er kann sie nirgendwo finden, und als er am Schultor ankommt, haut ihm Mirko energisch auf die Schulter. "Bis morgen dann, jo?" "Jaja bis morgen.", Leo versucht ihn abzuwimmeln. Er schaut sich immer noch angestrengt um. In der Masse der Schüler nimmt er einen kleinen Fleck orangenen Haares wahr. Er wedelt mit den Armen und hüpft wenig wirksam auf und ab. Sie hat ihn nicht bemerkt und geht einfach an ihm vorbei. "Leo, ganz ehrlich, was machst du da?", sagt Mirko und schaut ihn schräg an. "Eeh", macht Leo und schaut dann Mirko in die Augen. "Ja, vergiss es einfach. Bis Montag dann?" Mirkos Mundwinkel wandern von unten nach oben und er erwidert: "Man sieht sich, hau rein."! Sie winken sich zum Abschied zu und gehen dann ihrer getrennten Wege.
Last edited by Gnireah on Tue 25 Apr 2023, 00:30; edited 3 times in total | |
| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Sun 19 Mar 2023, 06:17 | |
| Leo geht die Straße herunter. Den Blick stets zu Boden gerichtet. Er denkt nach. Jetzt hat er schon so ungefähr zwei Freunde mit denen er nichts anzufangen weiß. Ob sich wohl jeder so fühlt, wenn er jemand Neues kennenlernt? Leo kann es bei bestem Willen nicht sagen. Er kennt das so nicht. Würde er vielleicht, eines Tages, einfach normal sein? Dann überlegt er einen Schritt weiter und kommt zu dem Schluss, dass das wohl unmöglich wär. Naja, kommt auf die jeweilige Person an. Er denkt kurz an Mirko und schüttelt unbewusst den Kopf. Der zählt nicht. Aber Collette... sie scheint an Geister zu glauben. Kann er sich ihr anvertrauen? Außerdem ist sie ein Mädchen, aber das sollte nicht Leo's Priorität sein. Er runzelt gedankenversunken die Stirn und verpasst den Bordstein und muss ziemlich dämlich aussehen, wie er so auf die Straße stolpert. Zum Glück ist gerade kein Auto da, das ihn direkt ins Krankenhaus befördern kann. Aber er selbst bekommt davon nichts mit. Er schaut konzentriert auf seine linke Hand. Wenn er sich anstrengt, kann er noch Collettes Wärme an seiner Hand spüren. Das ist natürlich Quatsch, aber Leo's Emotionen geben einen Dreck auf seinen Verstand. Außerdem ist Collette ein Mädchen. Und sie hat warme Hände.
Er kommt an der Hauptstraße an. Schaut nach Links und Rechts. Links auf der Straße am Horizont zeichnet sich etwas ab. Es sieht wie eine Kugel aus Nebel oder Rauch aus. Leo entscheidet sich, zu warten. Er schaut bewusst desinteressiert geradeaus nach vorne. Der Nebelklumpen kommt näher, nimmt sogar an Geschwindigkeit zu. Kurz bevor er an Leo vorbeischießt, bildet sich ein Lippenpaar vorne an der Kugel. Sie öffnen sich. Zwischen zwei blitzeblanken Zahnreihen reckt sich eine cirka anderthalb Meter lange Zunge in den Wind. Leo starrt regungslos nach vorne. "aaaaaaaaAAAAAAAAAAAAaaaaahhhhhhhh" Nachdem der Geist an ihm vorbeigefeuert ist, schaut Leo ihm hinterher. Ein paar Meter weiter schmettert der Geist in die Felswand und löst sich in Luft auf. Den kennt er schon. Dieser Geist trat alle paar Wochen mal auf und war nicht weiter gefährlich. Leo hält ihn für einen Vollidioten. Er schaut sich ein letztes Mal um und überquert dann die Straße. Im Park vor seinem Wohnkomplex befinden sich die üblichen Verdächtigen. Jetzt wo er drüber nachdenkt, sind Rüdiger und die alte Dame die einzigen Obdachlosen in Kanterburg? Naja, wenn man Rüdiger streicht, er ist ja schließlich tot, dann bleibt nur die blinde Frau. Vielleicht ist Kanterburg die einzige Stadt, mit genau einer Obdachlosen. Es interessiert ihn aber nicht genug, um weiter drüber nachzudenken.
Leo geht durch die Tür seines Komplexes und geht das Treppenhaus empor. Auf halbem Weg ins Zweite bekommt er eine Gänsehaut. Er verlangsamt seinen Schritt. Seiner Erfahrung nach verheißt das nichts Gutes. Da kommt einfach seine Begabung durch. Wäre schöner, wenn nicht. Im zweiten Stock wirft er verstohlen einen Blick in den Flur. Mitten im Gang steht eine junge Frau mit langem, schwarzem Haar. Sie trägt ein luftiges weißes Sommerkleid. Ihr Gesicht wird von einem weißen Hut mit weiter Krempe verdeckt. Ein blaues Band weht in ihrem Haar. Komisch, heute ist es doch gar nicht windig. Oder sonnig. Leo's Wangen werden taub, als er begreift, dass das der Geist von vor ein paar Tagen ist. Er schmeißt sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Türrahmen und atmet ein paar mal bewusst leise tief durch. Er fängt wieder an zu schwitzen. Dann schaut er langsam, soo langsam, wieder in den Flur. Der Geist hat sich nicht bewegt. Und jetzt, ein wenig beruhigt, erkennt Leo auch, dass der Geist vor der Tür seiner Oma steht. So wie damals, als er ihn zum ersten mal sah. Leo huscht an der Tür vorbei auf die Treppe nach oben. Er geht geschwind durch seinen eigenen Flur, schließt seine Wohnungstür auf, und geht hinein.
Hinter seiner Tür erlaubt er sich einen tiefen Seufzer, bevor er seine Schuhe an Ort und Stelle, mitten im Weg, irgendwo im Flur liegenlässt. Sein Weg führt ihn wie immer zuerst in die Küche. Auf dem Küchentisch liegt ein Zettel. "Ihm Kühlschrank liegt 'ne Tomatensoße. Nudeln machst dir selber", steht darauf. Leo geht zum Kühlschrank und öffnet ihn. Darin fällt sein Blick sofort auf eine Dose. Er nimmt sie heraus und öffnet den Deckel. Er hält sie sich an die Nase und schnüffelt daran. Riecht gut. Leider hat er gerade gar keinen Hunger, also stellt er sie zurück. Dann geht er ins Wohnzimmer und wirft sich auf das Sofa. Sofort steht er wieder auf und geht in sein Zimmer. Unter seinem Kopfkissen zieht er seine Konsole hervor und nimmt sie mit ins Wohnzimmer. Erneut legt er sich auf das Sofa und fängt an zu zocken. Eine Stunde später schaltet er den Fernseher an und lässt sich nebenbei vom Programm berieseln. Ein paar Stunden später legt er den Kopf in den Nacken und gähnt herzhaft. Im Fernseher erzählt irgendein Typ irgendwas. Leo schaut auf die Uhr. Er ist müde und sollte bald schlafen gehen. Er knipst den Fernseher aus und erhebt sich vom Sofa. Seine Konsole dudelt in seiner Hand. Er schaut in den Flur zu seiner Zimmertür und schickt sich gerade an zu gehen. "Kacke", denkt er sich. "Mein Abendessen." Er wirft seine Konsole aufs Sofa und geht in die Küche. Dort öffnet er den Kühlschrank, nimmt die Dose mit der Soße heraus und stellt sie auf den Tresen. Er greift in eine Schublade und zieht einen großen Löffel heraus. Dann öffnet er den Deckel der Dose und fängt an die Soße zu löffeln. Er hat zwar noch immer keinen Hunger, aber seine Mutter soll sich auch keine Sorgen machen, wenn er nichts gegessen hatte. Außerdem schmeckt es halt auch echt gut. Als er die Dose leergelöffelt hat, wirft er sie in die Spüle. Er kann sie wahrscheinlich auch selber Spülen aber Tabitha ist da ein bisschen eigen. Die Küche gehört ihr, und damit auch alle Arbeiten, die anfallen. So hat sie es ihrem Sohn erklärt. Leo glaubt eher, dass seine Mutter sich immer noch schuldig fühlt, weil sie den ganzen Geisterkram nicht nachvollziehen kann. Was ja auch stimmt. Trotzdem wird Tabitha wirklich stinkig, wenn Leo auch nur ein bisschen mehr in der Wohnung macht, als sein Zimmer aufzuräumen. Also fühlt er sich jedes mal ein bisschen schuldig, wenn er sein Geschirr einfach in die Küche warf, und so blieb das Gleichgewicht erhalten.
Leo gähnt nochmal inbrünstig. Er geht ins Bad um zu pinkeln und dann direkt ins Bett. Irgendwie glaubt er, immer müde zu sein. Er schließt seine Zimmertür hinter sich und wirft sich ins Bett. Er zieht sich seine Decke bis unters Kinn und kommt nicht herum, nochmal an den Geist im zweiten Stock zu denken. Er schien jetzt nicht so gefährlich zu sein. Gerade weil Leo dummerweise mit ihm interagiert hatte, aber seitdem auch nicht wieder von ihm gehört hat. Außerdem treibt er sich anscheinend immer nur vor der Tür der Wohnung seiner Oma herum. Vielleicht sollte Leo einfach mal mit seiner Oma darüber sprechen. Davor gruselte ihm. Wäre aber wohl das Beste.
Last edited by Gnireah on Sat 08 Apr 2023, 22:04; edited 3 times in total | |
| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Sat 25 Mar 2023, 08:46 | |
| Irgendwo draussen zwitschern ein paar Vögel. Leo öffnet langsam die Augen. Er schaut sich schlaftrunken um. Da war sein Schrank, da sein Tisch, er liegt in seinem Bett. Super soweit. Er hat sich den Wecker nicht gestellt heute. Es ist Samstag, das heißt: keine Schule. Er wälzt sich einmal von Links nach Rechts und schließt seine Augen wieder. Nein, er ist jetzt wach. Er streckt sich einmal herzhaft, irgendwo knacken seine Knochen. Dann greift er unter sein Kopofkissen und findet... nichts. Er hat seine Konsole gestern auf's Sofa geworfen. Also hat er jetzt nichts zu tun. Leo überlegt kurz, ob er sich nicht zwingen sollte, nochmal ein oder zwei Stunden zu schlafen, aber wie machte man sowas? Also steht er auf und kleidet sich an. Dann geht er ans Fenster und schiebt den Vorhang ein Stück zur Seite. Da war nur Nebel. Nichts ungewöhnliches. Er schiebt den Vorhang zurück und geht zu seiner Zimmertür. Er öffnet sie leise und hält sein Ohr in den Spalt. Leo hört nichts. Das war ganz gut, denn das heißt, seine Mutter würde wahrscheinlich gerade schlafen, und in seinen Augen hat sie sich den wirklich verdient. Auf Zehenspitzen schleicht Leo in das Badezimmer und erledigt dort seine Routine. Danach weiß er nichts mehr mit sich anzufangen. Leo hat nun wirklich nicht viele Hobbys, wenn man ehrlich ist, hat er keine. Freie Tage sind für ihn immer schwierig zu füllen, weil er einfach nicht weiß, womit. Sein Blick schweift durch das Wohnzimmer. Es ist nicht blitzeblank sauber, hier und da liegen Staub und Krümel, aber die übersieht er genau so wie Tabitha. Aber da, auf dem Sofa, liegt seine Konsole. Er legt sich lang auf das Sofa und hält sich das Gerät vor die Nase. Er schaltet sie an und fängt an zu zocken. Er hat ja nichts Besseres zu tun. So liegt er bäuchlings auf dem Sofa, nur das Klackern der verschiedenen Tasten seiner Konsole durchbrechen die Stille. Im Flur klickt es kurz. Tabitha hat ihre Schlafzimmertür geöffnet. Leo schaut auf die Uhr, es ist kurz nach 2. Das passt. Bewusst leise geht sie in das Badezimmer. Leo hört natürlich jeden ihrer Schritte. Etwa zwanzig Minuten später hört Leo die Badezimmertür sich öffnen. Kurz darauf poltert Tabitha ins Wohnzimmer und lässt ein gutgelauntes "Guten Morgen" ertönen. Leo bemerkt die Feinheiten. Seine Mutter ist fröhlicher als sonst. Die Sonne ist nichts gegen ihr strahlendes Lächeln. Leo schaltet seine Konsole aus und schiebt sie unter eines der Sofakissen. Er weiß, das wird ein guter Tag. Er fragt unschuldig,"Mama, hast du frei?" Er weiß, sie hat frei. Tabitha weiß, sie hat frei. Wahrscheinlich weiß jeder, dass sie frei hat. Tabitha dreht sich zu ihrem Sohn und reckt ihre Fäuste triumphierend nach Vorne. "Hab ich", tönt sie laut. "Mirielle hat ihre Schicht mit mir gewechselt!" "Ach nee, wie schön!", sagt Leo und springt vom Sofa auf. Er steht da und grinst. Das ist ein schöner Moment, der einfach viel zu selten vorkam. Normalerweise arbeitet Tabitha auch Samstags, was dazugehörte, wenn man nun mal Kellnerin im einzigen Pub der Stadt war. Sonntags ist sie dann eigentlich immer zu müde um irgendwas zu machen. Sie musste dann ja auch Montag Abend wieder ran. Sollte Tabitha dann also wirklich mal das Wochenende frei haben, dann war das auch 'ne große Nummer. Tabitha gab sich zu solchen Gelegenheiten immer allergrößte Mühe, ihren süßen kleinen Sohn nach allen Regeln der Kunst, zu verwöhnen. "Leo!", sagt sie, "hast du schon gefrühstückt?" "Habe ich nicht", sagt er. "Ich bin auch erst seit kurzem wach." Seit kurzem waren dann jetzt bei Leo schon ungefähr 3 Stunden. Er hat auch wenig Hunger, aber was jetzt wichtig war, Tabitha hat bestimmt 'nen Plan. "Was hältst du von Toast?", sagt Tabitha kurz angebunden und geht direkt in die Küche. Leo, der keine Gelegenheit hatte zu antworten, folgt ihr. Leo weiß es einfach viel besser. Das hier ist nur der Auftakt. Nach dem Toast würde das Hauptevent folgen. In der Küche wirft Tabitha schon fleißig Brotscheiben in den Toaster und Leo setzt sich an seinen Platz. Seine Mutter geht an den Kühlschrank und holt ein Paket Schinken und einen Block Butter heraus, die sie beide auf dem Küchentisch platziert. Sie bleibt am Tresen stehen und reicht ihm sein Geschirr. Leo nimmt es an, und legt alles an seinen Platz. Es klackert laut und der Toaster spuckt die ersten beiden Scheiben heraus. Tabitha nimmt die Scheiben aus dem Toaster und wirft sie gekonnt auf Leo's Teller. Leo nimmt eines der beiden Toasts und wirft es auf ihren Teller zurück. Er schaut ihr keck in die Augen, sie schaut zurück, wirft nochmal zwei Scheiben in den Toaster und setzt sich hin. "Danke" Leo reißt die Verpackung mit dem Schinken auf und legt sich gönnerhaft zwei Scheiben auf sein Toast. Er beißt herzhaft hinein und muss schwer kämpfen, nicht den kompletten Belag mit einem Biss herunterzureissen. Also schiebt er den Toast einfach mit in seinen Schlund. Das sieht zwar kacke aus, und er würde damit in der Öffentlichkeit auch keinen Blumentopf gewinnen, aber hier ist er zu Hause, und hier fühlt er sich wohl. Tabitha hingegen verhält sich da ein bisschen eleganter. Sie nimmt ihr lauwarmes Toast und streicht eine Messerspitze Butter auf eine der Kanten und beisst dann ab. Das wiederholt sie dann wieder und wieder, bis der Toast dann aufgegessen war. In der Hinsicht ist sie einfach ein Minimalist. Wenn sie einen Toast essen will, dann möchte sie auch einen Toast schmecken. Es ist geradezu ein Wunder, dass sie trotzdem so gut kochen kann. Leo spielt bei dem Ganzen wahrscheinlich eine große Rolle. Es knallt wieder laut, als der Toaster hinter ihr wieder zwei Scheiben Brot ausspuckt. Doch sie rührt sich nicht. Stattdessen lehnt sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschrenkt ihre Arme. "Sag mal, Leo", sagt sie und schaut bewusst an ihm vorbei. "Hast du nicht Lust einfach mal so in den Zoo zu fahren?" Leo versucht einen auf cool zu machen und schaut herunter in seinen Schoß. Er kann machen was er will, aber das Grinsen kann er sich nicht verkneifen. Tabitha sieht das natürlich und setzt noch einen nach. "Danach gehen wir richtig schön essen. Nur wir zwei. Na, was sagst du?" Leo sagt gar nichts. Kann er nicht. Stattdessen schaut er auf, legt den Kopf schief wie ein kleiner Hund und bringt ein strahlendes Lächeln hervor. Tabitha haut beherzt mit der flachen Hand auf den Küchentisch und steht stürmisch von ihrem Stuhl auf. Dieser kippt laut irgendwo hinter ihr um. Sie schaut sich kurz reflexartig nach ihm um, ist nicht wichtig genug, und schaut dann wieder zu ihrem Sohn. "Na dann mach dich fertig, los geht's".
Last edited by Gnireah on Sat 29 Apr 2023, 01:20; edited 1 time in total | |
| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Thu 30 Mar 2023, 01:31 | |
| Tabitha will sich gerade ihre Jacke über die Schultern werfen, als ihr Handy bimmelt. Sie greift in ihre Hosentasche und zieht das Gerät hervor. Sie schaut auf das Display und Leo bemerkt, wie ihre Gesichtszüge langsam entgleisen. Tabitha drückt einen Knopf und hält sich das Handy ans Ohr. Ein paar Sekunden hört sie einfach zu, ab und zu unterbrochen von einem "ja klar" und "ich verstehe". Dann steckt sie das Handy zurück in ihre Hosentasche. Sie schaut and die Decke und seufzt einmal laut. Dann wendet sie sich an ihren Sohn und hebt entschuldigend ihre Hände. "Es tut mir leid, Leo", sagt sie, "aber anscheinend ist Mirielle ein Arschloch." "Dein Ernst?", erwidert Leo. "Ich denk mir das nicht aus", sagt Tabitha. "Scheiße!" Sie ballt ihre Faust und schlägt wutentbrannt gegen die Wand. "Ah, Fuck!" Sie wedelt mit der Hand herum, das tat wohl wirklich weh. Leo eilt die paar Schritte zu seiner Mutter und ergreift ihre Hand. Er schaut sie an, sah aus wie immer. Prima. "Mama, dann verschieben wir das einfach. Das macht mir nichts aus." Tabitha zieht gewaltsam ihre Hand aus seinem Griff. "Ich weiß, Leo", sagt sie, "dir macht nie irgendwas, irgendwas aus. Ich für meinen Teil, hab mich echt gefreut." Sie schaut auf ihre Faust, scheint über irgendwas nachzudenken, und rammt sie ein weiteres mal in die Wand. Und dann wieder, und noch einmal. Sie holt ein weiteres mal aus, und Leo wirft sich ein weiteres mal dazwischen. "Mama, bist du bescheuert? Was machst du da?" "Ich baller meine Faust gegen die Wand, wonach sieht's denn aus?" Leo nimmt seine Mutter fest in den Arm. Er achtet darauf, beide ihrer Arme in seine Umarmung zu integrieren. Tabithas Körper scheint auf einmal alle seine Kraft zu verlieren. Sie schaut nach unten. Ihr Blick wird von Leo erwidert, der ihr entschlossen in die Augen schaut. Sie atmet lautstark aus und schlüpft wieder aus ihren Schuhen. "Du hast ja recht", sagt sie. "Ich brauch meine Hände wohl noch 'ne Weile." "Darum geht's nicht, und das weisst du auch", antwortet Leo. "Ich wollte eh Oma besuchen, wir holen das irgendwann nach, macht mir nichts aus." Tabitha weiß auch, dass ihm das nichts ausmacht. Und es ist Schade, dass ihm das nichts ausmacht. Sie findet es schwierig, so einen verständnisvollen Sohn zu haben. Sie sucht den Fehler halt immer bei sich, aber Leo ließ das nicht zu. Sie weiß, dass Leo seine eigenen Probleme hat, bei denen sie ihm nie helfen konnte. Wenn dann jetzt aber auch so ein Mist aufkommt, der außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs liegt, dann weiß sie einfach nicht, was sie machen soll. Sie verliert sich wieder in Schuldgefühlen, wie so oft, völlig unbegründet, als sie merkt wie Leo seine Umarmung löst. "Gar kein Problem", sagt er. "Dann besuch ich heute einfach Oma." "Ja, dann mach das.", sagt Tabitha. "Wir holen das dann nach." Dann geht sie geschlagen in die Küche. Sie hat nichts vorbereitet. Sie schmeißt den Wasserkocher an und wirft einen Teebeutel in eine Tasse. "Leo, machts dir was aus, heute bei deiner Oma zu essen?" "Überhaupt nicht.", erwidert er. Das ist gelogen. Es machte ihm wohl etwas aus bei seiner Oma zu essen. Nicht wegen dem Essen, doch aber wegen seiner Oma. "Am besten gehst du jetzt, bevor Oma ihren Mittagsschlaf hält.", sagt Tabitha. "Wahrscheinlich hast du Recht, na bis dann, dann." Leo nimmt seine Mama noch einmal in den Arm, zum Abschied quasi, denn er würde sie heute wohl nicht mehr sehen. Dann dreht er sich um und öffnet die Wohnungstür. Kanterburg ist so nebelig wie gewohnt, aber das macht ihm nichts aus. Er geht eben nur eine Etage tiefer.
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| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Thu 30 Mar 2023, 06:21 | |
| Im Treppenhaus ist ihm ein wenig unwohl, zum einen, weil er jetzt nun schon zweimal ein und denselben Geist im zweiten Stock gesehen hat. Außerdem, weil er tatsächlich drauf und dran war, seine Oma zu besuchen. Das darf man nicht falsch verstehen, Mathilda liebt ihren Enkel über alles, aber seit der Geschichte damals war sie vielleicht ein bisschen überfürsorglich. Dazu kommt Mathildas ganz eigener Charakter. Kurz gesagt, es ist echt schwer, mit ihr umzugehen. Leo geht unbehaglich durch den Flur des Zweiten. Der Geist schwirrt ihm immer noch durch den Kopf, auch wenn es gerade keine Anzeichen von ihm gab. Halb im Flur findet er sich vor der Tür seiner Oma wieder. Er atmet einmal tief durch und klopft dann an. Ein paar Sekunden vergehen und Leo schickt sich an, nochmal zu klopfen. Im selben Moment hört er, wie sich auf der anderen Seite der Tür ein Riegel verschiebt. Die Tür öffnet sich einen Spalt, und eine rauchige Stimme fragt, "Wer da?". "Ich bin's, Leo." Wieder vergehen ein paar Sekunden, aber dann öffnet sich die Tür vollständig und gibt den Blick auf seine Oma frei. Seine Oma ist noch relativ jung. Leo wagte es sich nie zu fragen, aber die Rutherfords bekamen ihre Kinder anscheinend immer sehr früh. Mathilda muss so ungefähr gegen die 50 sein, wer weiter nachfragte, begab sich in größte Gefahr. Die alte (junge) Dame im Türrahmen ist von hagerer Statur. Sie trägt eine enge Jeans und ein lockeres T-Shirt. Ihre Haare sind grau, aber braun gefärbt, also braun. Einige wenige, wirklich gut aussehende Falten zieren ihr Gesicht. Im Mundwinkel hängt eine Zigarette. "Leo, mein Junge! Komm rein!" Sie zieht einmal kräftig an ihrer Zigarette und schnippst sie über die Brüstung. Leo tut wie ihm geheißen und geht an seiner Oma vorbei in die Wohnung. Es riecht nach Zigarettenqualm und noch stärker nach Patchouli. Mathilda hat ständig irgendwas am qualmen. Irgendwo brennt immer irgendein Räucherstäbchen. Sie hat ihm mal erzählt, dass sie an der Bewegung des Rauches die Bewegungen von Geistern sehen kann. Leo muss ihr das einfach so glauben. Sie ist die Expertin. Mathilda führt ihn ins Wohnzimmer und weist ihn an, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Sie selbst setzt sich in einen Sessel ihm gegenüber. Sie greift auf den Wohnzimmertisch nach einer Schachtel Zigaretten, schiebt sich eine in den Mund, und zündet sie an. Sie zieht einmal kräftig und bläßt eine große Wolke blauen Rauches heraus. "Dann sag mal, was führt dich her?". Sie ascht im Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch ab und schaut ganz nebensächlich in ihre Wohnzimmerwand, in der sich verschiedenste Spirituosen nebeneinander aufreihten. Sie steht auf, öffnet einen der Schränke und nimmt ein Pinnchen heraus. Dann greift sie unwillkürlich nach einer der Flaschen und gießt sich ein. Dann betrachtet sie das Etikett, und befindet es für gut. Da konnte wahrscheinlich alles Mögliche draufstehen. Sie nippt einmal daran ohne eine Miene zu verziehen und wendet sich dann wieder an ihren Enkel. "Du bist doch nicht umsonst hier, oder?" Leo, der sich wie immer unwohl in Gegenwart seiner Oma fühlt, beschließt, alle Vorsicht fahren zu lassen, und ihr alles zu erzählen. "Es geht um einen Geist", sagt er. "Aha, ein Geist also.", erwidert seine Oma. Sie nimmt eine neue Zigarette aus der Schachtel auf dem Wohnzimmertisch hervor und schiebt sie sich in den Mund. Sie greift in ihre Hosentasche und bringt ein Feuerzeug hervor, mit dem sie sogleich ihre Zigarette anzündet. Sie lässt Leo keine Sekunde aus ihren Augen. "Was für ein Geist, was macht er und wo?", in Mathildas Augen blitzt es kurz auf. Sie hat Beute gewittert. Leo schaut unbehaglich hin und her. "Eigentlich macht er gar nichts.", sagt Leo. "Eigentlich geistert er nur vor deiner Tür herum." Mathilda hat schon wieder aufgeraucht. Sie zerdrückt die Kippe im Aschenbecher und zündet sich eine neue an. "Wo ist dann das Problem?", fragt sie. "Ich habe nie gesagt, dass da ein Problem ist.", erwidert Leo. "Das Problem. Wo? Verarsch mich nicht." Seine Oma ist wirklich knallhart. Lügen brachte ihn hier wirklich nicht weiter, denkt er sich. Leo betrachtet angestrengt die Tischkante vor ihm. Dann murmelt er, der Geist hätte ihn bemerkt. Mathilda drückt ihre Kippe aus und greift direkt nach der nächsten. Sie schiebt sie sich in den Mund und zündet sie an. "Was hab ich dich gelehrt?", fragt sie und kippt ihr Pinnchen auf Ex. Sie gießt natürlich sofort nach. "Gib dich dem Geist nie zu erkennen." zitiert Leo. "Es war ein Unfall." "Gib mir deine Hand," sagt Mathilda streng. Leo streckt ihr seine Linke entgegen. "Nicht die, stell dich nicht dumm." Leo zieht seine Hand zurück. Macht aber auch keine Anstalten, seiner Oma die andere zu geben. Das ist der Grund, warum er sie nicht gerne besuchte. Mathilda verdreht die Augen und zieht noch einmal kräftig an ihrer Zigarette. Die war jetzt auch durch. Dann erhebt sich sich schlagartig aus ihrem Sessel und greift nach Leos rechter Hand. So völlig überrumpelt kann Leo sich nicht wehren. Mathilda, mit ihrem eisernen Griff, hält Leo seine verstümmelte Hand vor's Gesicht. "Sieht das für dich wie ein Unfall aus?", sagt sie streng. Und dann weiter:" Ich weiß welchen Geist du meinst. Sommerkleid, breiter Hut, ja?" Leo, dem jetzt die Tränen in die Augen stiegen, nickt nur. Mathilda lässt Leo's Hand los und setzt sich wieder in ihren Sessel. Sie hat irgendwo bei dem Ganzen ihre Kippe verloren, also zündet sie sich einfach eine neu an. "Die Geister fliegen mir zu, wie die Motten zum Licht. Das ist nicht dein Problem, und meines schonmal gar nicht. Die Eiserne Regel, Leo. Die ist nicht zum Spaß da." Leo schaut noch schockiert auf seine Hand. Dann erhebt er sich vom Sofa und geht in Richtung Tür. "Ich versteh dich, Oma, glaub ich zumindest. Aber geholfen hast du mir jetzt auch nicht." "Du bist ein Sturkopf. Komm nicht zu mir, wenn alles schief läuft. Und jetzt verpiss dich aus meiner Wohnung!" Tief in seinem Inneren wusste Leo, dass seine Oma ihn liebte. Und ihm selbst ging es nicht anders. Sie haben beide nur ihre Schwierigkeiten, das auch auszudrücken. Alles in Allem wusste Leo nun, dass seine Oma über den Geist Bescheid wusste. Was zu tun wäre, blieb halt immer noch ein Rätsel. | |
| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Sat 01 Apr 2023, 02:28 | |
| Mathilda sitzt in ihrem Sessel und hört die Wohnungstür knallen. Da geht er nun hin. Sie ist wieder zu weit gegangen. Es ist das alte Spiel. Sie ist zu hart, er ist zu weich. Wahrscheinlich hilft es auch wenig, dass sie seit Mittag schon wieder am Trinken war. Nicht viel, zumindest ihren Maßstäben nach, aber auch sie muss merken, dass ihre Vernunft wieder weit genug abgenommen hat, um ihren Enkel so anzufahren. Er wollte es halt nicht verstehen. Ein Geist hat ihn dazu gebracht, sich seinen verdammten Finger abzubeißen, und trotzdem scheint er den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden zu haben. Mathilda schaut auf ihren Wohnzimmertisch. Dort steht das leere Pinnchen. Sie nimmt es und schickt sich an, es gegen die Wand zu schmeissen. Doch sie hält inne, stellt es zurück auf den Tisch und erhebt sich, um eine andere Flasche aus der Wohnwand zu holen. Diesmal schaut sie vorher nach, was sie als nächstes trinken würde. Sie entscheidet sich für einen irischen Whiskey, ihren Favoriten, etwas für Kenner. Das Zeug wurde so stark getorft, dass man den Kram 10 Minuten später noch im Mund schmecken konnte. Sie gießt sich ein halbes Pinnchen ein und riecht dann daran. Der Whiskey brennt in der Nase und hat ein interessantes Bouquet aus erdigen, torfigen Noten. Für Mathilda roch er einfach nur gut. Jahrelanger Zigarettenkonsum hat ihren Geruchssinn für gewisse Feinheiten taub gemacht. Sie stellt das Pinnchen auf den Wohnzimmertisch und erhebt sich von ihrem Sessel um kurz in der Küche zu verschwinden. Sie kehrt mit zwei Dosen Bier zurück und stellt sie auch auf den Tisch. Dann setzt sie sich auf das Sofa und öffnet eine der Dosen. Langsam und bedächtlich leert sie sie zur Hälfte und stellt sie zurück. Sie klopft sich zweimal mit der Faust auf die Brust und lässt damenhaft die Luft aus ihrem Bauch entweichen. Mathilda lehnt sich wieder nach vorne und greift nach ihren Zigaretten. Wo sie schonmal da ist, zieht sie auch das Pinnchen mit dem Whiskey näher zu sich heran. Sie schwenkt es vor ihren Augen und betrachtet die Fenster, die der Alkohol in ihrem Glas zieht. Sie nippt daran. Sie wälzt die Flüssigkeit in ihrem Mund hin und her und atmet einmal tief durch die Nase ein bevor sie schluckt. Wohlige Wärme wandert ihre Speiseröhre hinab. Jetzt bekommt sie wieder Lust zu rauchen und kommt ihrem Verlangen sofort nach. Sie zieht ein, zweimal an ihrer Zigarette und schaut neben sich auf's Sofa. Sie dreht den Kopf Richtung Flur und ruft liebevoll:"Roquefort!" Das Klackern winziger Krallen aus ihrem Schlafzimmer, bedeutet, dass ihr Kater, Roquefort, gerade aus dem Bett gesprungen ist. Es tippelt im Flur und kurze Zeit später steht er schon vor dem Sofa. Der Kater schaut sie etwas verknittert an. Mathilda lächelt ihn an und klopft dann auf das Kissen neben sich. Roquefort reagiert und hüpft auf das Sofa und legt sich neben ihr Bein. Mathilda fängt sofort an, ihn zu streicheln. Er ist ein reinrassiger Perser im gehobenem Alter. Er ist ein schlaues Tier, das auf seinen Namen hört. In letzter Zeit baut er etwas ab, er ist schon sehr alt. Mathilda spürt jeden einzelnen Knochen unter seiner Haut. "Jetzt ist es für dich auch bald soweit, nicht wahr?" Der Kater reagiert nicht und schnurrt leise. Mathilda greift eine kleine Tüte vom Tisch und schiebt zwei Finger hinein. Als sie sie wieder herauszieht, hält sie einen kleinen braunen Klumpen zwischen ihren Fingern. Sie hält ihn dem Kater vor die Nase. Dieser riecht kurz daran und nimmt ihn dann an. Mathilda lässt ein zufriedenes 'mmh' ertönen und greift dann wieder nach ihrem Bier. Der Nachmittag zieht sich hin. Mathilda hat jetzt bereits einige Bier und Schnapps mehr intus und der Kater war mittlerweile gefüttert und gekämmt worden. Sie betrachtet ihre rechte Hand. Das wohlige Kribbeln von zu viel Alkohol breitet sich in ihr aus. Bei Leo fehlt hier ein Finger, denkt sie sich. Sollte er irgendwann heiraten, müsste er den Ring links tragen oder so. Und wieder steigt diese uralte, urtümliche Wut in ihr auf. Sie kneift die Augen zusammen. Ihre Finger tanzen vor ihrer Nase hin und her. Dummer Junge! Dummer, dummer Junge! Wie in Zeitlupe sackt Mathilda der Länge nach auf ihr Sofa. Im Liegen greift sie nach einer weiteren Zigarette, dreht sie zwischen ihren Fingern und legt sie dann zurück. Sie stöhnt laut auf und legt sich bequem hin. Ihre Augen fallen ihr nun endgültig zu. Ihr letzter Gedanke, bevor sie ins Reich der Träume abdriftet, ist so einfach wie bedeutsam.
Guter Junge. | |
| | | Gnireah
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| Subject: Re: Ghost Love Story (WIP) Sat 01 Apr 2023, 03:43 | |
| Mathilda findet sich in ihrer Küche wieder. Sie steht am Tresen. Vor ihr, am Küchentisch, sitzen Tabitha, ihr Mann Liam, und am Kopfende... sie selbst? Oh, sie erinnert sich an die Szene. Das hier ist kurz passiert, nachdem Leo sich damals selbst den Finger abbiss. Leo kam damals heulend nach Hause gerannt. Seine Hand und sein kompletter rechter Ärmel von Blut überströmt. Liam ist natürlich sofort mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Mathilda erinnert sich noch ganz gut an das Chaos. Tabitha lag ihr weinend in den Armen. Den genauen Wortlaut kennt sie nicht mehr, aber Tabitha fluchte und lamentierte lautstark das Schicksal der Rutherfords. Ihr war wohl auch schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass Leo von einem Geist angegriffen wurde. Mathilda konnte nichts anderes tun, als ihre Tochter fester zu halten und die Woge der Emotionen abzuwarten.
Sie erinnert sich auch noch daran, wie Liam damals mit Leo zur Wohnungstür hereinkam. Seine Hand dick bandagiert. Leo starrte nur starr geradeaus. Er war und ist auch immer noch ein tapferer Junge. Er ließ sich von seinem Vater brav ins Bett führen. Etliche Zeit später erschien Liam wieder in der Küche, setzte sich und warf sich den Kopf in die Hände. Tabitha, die sich mittlerweise etwas beruhigt hatte, setzte sich ihm gegenüber. Die Tränen liefen ihr trotzdem noch über die Wangen. Mathilda selbst weiß nicht mehr genau, wie es ihr damals ging. Wahrscheinlich war sie wirklich wütend. Sie schaut an das Kopfende des Tisches. Dort sitzt sie selbst. Ungefähr 10 Jahre jünger. Aber das ist unmissverständlich sie. Das Grau, das heute ihre Haare dominiert, waren damals nur ein paar schmale Strähnen. Ihr jüngeres Selbst hat aber auch schon eine Zigarette im Gesicht. Mathilda schaut sich ihr vergangenes Ich an. Sie sitzt da, eine halb gerauchte Zigarette im Mund. Ihr Blick zornerfüllt, in ihrer linken Hand hält sie eine zerknüllte Zigarettenschachtel. Leo war und ist ihr immer wichtig gewesen, und das kann sie nun in sich selbst sehen. Es erfüllt sie ein bisschen mit Stolz. Und es freut sie, zu sehen, dass sie wirklich, WIRKLICH wütend war. Die Mathilda aus ihrer Erinnerung springt vom Tisch auf und ruft wild irgendwas. Der Traum rückt leider die Worte nicht heraus. Mathildas Sicht verschwimmt und als sie wieder klar sehen kann befindet sie sich neben einem Sandkasten. Sie schaut auf und über ihr erstreckt sich das Himmelszelt. Hier und da funkeln ein paar Sterne, der Mond ist kaum zu sehen. Sie erinnert sich, direkt am selben Abend die Sache geregelt zu haben. Sie blickt sich um und findet ihr früheres Ich. An diese Szene kann sie sich noch sehr gut erinnern. Es war... sehr befriedigend.
Die andere Mathilda steht einem jungen Mädchen gegenüber. Das Mädchen trägt eine Latzhose und scheint etwas verzweifelt. Mathilda starrt hasserfüllt auf sie herab. Sie hebt ihren Zeigefinger und greift mit der anderen nach der rechten Hand des Mädchens. Dieses scheint wie gelähmt. Mathilda greift nach dem Ringfinger des Mädchens und reißt ihn gewaltsam ab. "Wie schmeckt dir das?", denkt sich Mathilda, als ihr Traumgegenpart genau dieselben Worte ausspricht. Der Geist des Mädchens fällt auf die Knie und schluchzt herzergreifend. Mathilda schnippt ihre Zigarette weg und zündet sich direkt die nächste an. Im Schein des Feuerzeugs ist für einen Sekundenbruchteil ihr irres Grinsen zu sehen. Der Geist ist in sich zusammengesunken. Tief aus seiner Kehle baut sich ein Knurren auf. Sie wirft den Kopf nach oben. In ihren Augen eine außerweltliche Wut, Geifer trieft ihr aus den Mundwinkeln. Die Muskeln in ihren Waden spannen sich und sie fällt Mathilda an. Mathilda weicht geschwind nach links aus und mit nur einer kurzen Handbewegung reißt sie den rechten Arm des Mädchens aus. Der Geist fängt sich schnell und springt erneut auf Mathilda zu. Diese hält nur wieder ihren Zeigefinger nach oben. Der Geist prallt wie von einer unsichtbaren Wand getroffen ab und wälzt sich am Boden. Tabitha geht mit erhobenem Zeigefinger auf ihn zu und geht vor ihm in die Hocke. Ein bosartiges Lächeln auf ihrem Gesicht. "Ohh ich könnte dich so quälen, du hast ja keine Ahnung." Und dann, und die träumende Mathilda spricht die Worte lautlos mit: "Aber ich möchte jetzt bei meinem Enkel sein." Mathilda fegt mit ihrem Arm durch den Geist durch und dieser löst sich vor ihren Augen in Luft auf. Dann wird das Bild wieder unklar und Mathilda erwacht auf ihrem Sofa.
Ihr Schädel wummert ein wenig, aber nichts womit sie nicht klar käme. Sie setzt sich auf, hustet einmal herzlich und greift dann nach einer Zigarette. | |
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